ca. 95 km

In der Nacht fing es an zu regnen, und es hörte den ganzen nächsten Tag nicht mehr auf. An Zeltabbau und Radeln war überhaupt nicht zu denken. Jetzt wussten wir erst, welches Glück wir bisher auf dieser Tour hatten. Außer dem dicken Schauer in Mossburn war bis hier nichts Nennenswertes passiert. Aber das hier war kein müder Landregen, es schüttete ohne Unterbrechung aus allen Rohren. So verbrachten wir den Tag damit, das Zelt abzudichten und zur Regenfestung auszubauen, den Regen zu messen, den Himmel nach Zeichen für Besserung abzusuchen - vergeblich - und Karten zu spielen. Wie gut, dass die Tankstelle zur Verpflegung direkt gegenüber lag. Handyempfang gab es hier nicht, immerhin konnten unsere Nachbarn den Wetterbericht mit besseren Aussichten für den nächsten Tag empfangen.

Tatsächlich, am späten Abend ließ der Regen nach, und am nächsten Morgen lugte sogar blauer Himmel hervor. Nichts wie los, war unser einziger Gedanke, damit wir wenigstens das Zelt trocken einpacken konnten. Das Wetter hielt zu unserem Glück den ganzen Tag. Immerhin war es die Gipfeletappe dieser Neuseeland-Tour, es galt, mit dem Haast Pass die höchste Erhebung auf der gesamten Route zu erklimmen, mit 563 m die mit Abstand niedrigste Paßstraße über die Südalpen. In Makarora waren wir schon auf gut 300 m Höhe. Die Straße führt zunächst sanft bergan, dann geht es in Treppenform nach oben. Bald schon hatten wir den finalen Anstieg erreicht, wo es das einzige Mal steiler und länger bergauf geht. Da wir gut in Regenkleidung eingepackt waren, kamen wir ordentlich ins Schwitzen und mussten uns auf der Passhöhe erstmal umziehen. Alles in allem kann man aber sagen, dass der Haast Pass in dieser Richtung gut mit dem Rad zu meistern ist.

Hinter dem Haast Pass beginnt der schönere Abschnitt der Strecke. Die Straße führt hinunter ins Tal des Haast River, wo es bald steiler wird. Auf der linken Seite passierten wir nackten Fels, zwischdurch rauschte ein beeindruckender Wasserfall herunter, und auf der anderen Seite nagt sich der Fluß schluchtartig in den Fels. Da es hier letztlich bis auf Meereshöhe hinuntergeht, ist der Haast Pass von Norden kommend um einiges anspruchsvoller zu radeln. Bis zur Einmündung des Burke River durchfährt man einige Windungen mit deutlicher Versteilung der Strecke, wo wir froh waren, nicht in Gegenrichtung radeln zu müssen. Kurz dahinter erreicht man die einspurige Brücke mit dem klangvollen Namen "Gates of Haast" und ist dort bereits auf 100 m Meereshöhe angelangt. Einige km weiter macht der Fluß eine scharfe Biegung nach Westen, es ist die Einmündung des mächtigen Landsborough River, und geht mit einer deutlichen Aufweitung des Tales einher.

Ab hier geht es auf einer recht flachen Strecke durch das riesige Haast River valley direkt in Richtung Meer, umrahmt von einer beeindruckenden Berglandschaft. An den steilen Flanken rauschten überall imposante Wasserfälle die Hänge hinab, deren Ursprung man nicht sehen kann, da die Gipfel in tiefe Wolken gehüllt waren. Sicherlich ist der Regen vom Vortag die Ursache für diese schier unglaublichen Wassermassen, die sich durch die dichten Hangwälder hindurchwälzten. Dieser recht lange Abschnitt ist höchst beeindruckend, irgendwann aber öffnet sich das Tal und man radelt die letzten km flach nach Haast hinein. Den Ort hatten wir uns größer vorgestellt. Es gibt nur wenige Einrichtungen und Übernachtungsmöglichkeiten, und einen Zeltplatz suchten wir damals vergebens. Die gute Nachricht lautet: inzwischen gibt es sogar zwei. Wir mussten aber vor der großen Flußbrücke abbiegen und noch 17 km in die entgegengesetzte Richtung auf der Haast - Jackson Bay Road bis Okuru radeln, glücklicherweise durch flache Küstenlandschaft.

Camping Haast 1 auf OpenStreetMap

Camping Haast 2 auf OpenStreetMap

Camping Okuru auf OpenStreetMap

Makarora - Haast - Okuru